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Besuch des Frauendorfes Umoja

Reisebericht von Ulrike Thönniges, 1. Stellvertretende Vorsitzende und Geschäftsführerin des Tatort-Vereins

Meine kleine Afrika Rundreise Anfang diesen Jahres begann im Februar in Swasiland, führte mich weiter nach Südafrika an die Garden- und Weinroute und im März ins unbeschreiblich schöne Kenia. Dort erwartete mich ein Flug mit einem Buschflieger von Nairobi zum Airstrip Buffallo. Ich wurde von Tom Lolosoli abgeholt und wir fuhren durch den wunderschönen Samburu Nationalpark ins schon fast berühmte Umoja Frauendorf.

Ich erlebte eine überraschende und herzliche Begrüßung. Rebecca Lolosoli und die Frauen nahmen mich tanzend und singend in ihre Mitte. Sie tragen zum Erhalt ihres kulturellen Erbes immer die bunte traditionelle Kleidung und farbenfrohen, selbstgemachten Perlenschmuck. So fühlte ich mich den Frauen von Anfang an nahe und erlebte fünf unvergessliche Tage im Gäste-Camp von Umoja. Diese Power-Frauen hatten in den letzten Jahren ausgetrocknetes Land an einem Fluss in ein kleines Paradies verwandelt und ein freundliches Gäste-Camp mit angrenzender Camping-Möglichkeit und einen gemütlichen „Biergarten“ errichtet. Hiervon und vom Verkauf ihres traditionellen Schmucks leben die Frauen. Eine bescheidene wirtschaftliche Basis, der ich meinen ganzen Respekt zolle.

Zurzeit leben im Dorf 58 Frauen, zum Teil mit ihren Kindern. Männer dürfen zu Besuch kommen, wenn sie sich an die von den Frauen aufgestellten Regeln halten. Diese durchzusetzen ist nicht immer einfach. Rebecca erzählte mir wie oft die Männer zum Beispiel einfach in die Hütten eindringen und die Frauen beschimpfen. Anfeindungen gegen das Dorf stehen immer noch auf der Tageordnung. "Es wird nur langsam besser, weil das Dorf mittlerweile auch bei Touristen einen bedeutenden Bekanntheitsgrad erreicht hat", sagte Rebecca. Außerdem beschützen die erwachsenen Söhne der Umoja-Frauen das Dorf vor solchen Übergriffen, sofern sie vor Ort sind. 14 Tage vor meiner Ankunft wurde den Frauen die Ziegenherde sowie die wenigen Rinder die sie besaßen, gestohlen. Das Auto von Rebeccas Sohn wurde beschossen. Solche Überfälle kommen vor, wenn durch Dürre und Wassermangel um die knappen Ressourcen Streit ausbricht, von dem dann auch das Frauendorf, genauso wie andere Dörfer, betroffen sind. Es sind in dem Fall also keine gezielten Angriffe, die ausschließlich auf das Frauendorf abzielen. Leider kann das Dorf zurzeit nachts nicht durch einen Wachmann oder Sicherheitsdienst beschützt werden.

Ich durfte eine der Hütten besichtigen, bekam erklärt, wie sie gebaut und mit Kuhdung ausgebessert werden. Das aktuelle Problem - Keine Kühe, kein Kuhdung zum Ausbessern… Ich hatte viel über die Traditionen der Samburu gelesen, über Rebecca und natürlich auch Rebeccas Buch „Mama Mutig“. Nun durfte ich diese großartige Frau und ihre Mitstreiterinnen fünf Tage hautnah „erleben“. Unsere vielen Gespräche fanden auf der offenen Veranda des Camps statt. Mein Besuch hatte natürlich einen Anlass: Die bauliche Erweiterung der dorfeigenen „Umoja Muehlbauer Primary School“, um weitere vier Klassenräume. 2014 wurde die Grundschule eröffnet. Spender aus Deutschland finanzierten die ersten Gebäude der Schule. Um für alle acht Jahrgänge Klassenräume zur Verfügung zu stellen, ist eine Erweiterung der Schule dringend notwendig. Der Ausbau der Schule soll 2018 im Rahmen der Kooperation Freudenskreis Umoja und Tatort-Verein durchgeführt werden.

Tom Lolosoli besuchte mit mir die Schule, die auf Umoja Grund und Boden steht. Die Schule besteht derzeit aus einem Gebäude mit vier Klassenräumen und weiteren provisorischen Räumen für die Unterbringung weiterer Klassen und des Lehrerzimmers. Gemeinsam mit dem Schulleiter zeigten sie mir das Grundstück für den weiteren Klassenbau. Das rege und fröhliche Schultreiben, Mädchen und Jungen in ihren Schuluniformen, die Gesänge und Fröhlichkeit haben mir richtig Freude gemacht. Die achte Klasse steckte in Abschlussprüfungen, die Jüngsten aus der Vorschule / Kindergarten wuselten während ihrer Pause um ihre junge und ebenso fröhliche Lehrerin.

Tom erklärte, dass staatliche Grundschulen die Kinder nach alt hergebrachten Regeln erziehen, was nicht im Sinne der Frauengruppe ist. Denn die Kinder sollen auch lernen, dass Frauen und Mädchen gleichberechtigt sind. Neben den vorgegebenen Unterrichtsfächern stehen deshalb auch Menschenrechte und Gleichberechtigung auf dem Stundenplan. Nach meiner Auffassung ist das für den vergessenen Norden Kenias revolutionär.

Neben dem Thema Bildung in der Schule steht auch das Thema Wasser im Vordergrund. Zugang zu sauberem Trinkwasser in dieser Region - Fehlanzeige. Schmuddelwasser aus dem fast ausgetrockneten Flußbett dient als Trinkwasser. Der allabendliche stolze Gang der Frauen am Camp vorbei zum Fluss ist anmutend schön zu beobachten, aber, natürlich ein Dilemma für die Frauen und ihre Kinder.

Die gute Nachricht: Nach meiner Abreise konnte dank einer Projektfinanzierung ein 136m tiefer Brunnen gebohrt werden – und nun sprudelt es dort reinstes und feinstes Trinkwasser!

Es gab in diesen Tagen noch viele Begegnungen und Begebenheiten. Eine Schöne war unter anderem mein Einkaufserlebnis mit Rebecca für die Dorfgemeinschaft: Kiloweise Maismehl, Zucker, Bohnen, Tee und fünf Ziegen - als Grundstock für eine neue Herde. Diese Erfahrung hat mir sehr viel Spaß gemacht!

An dieser Stelle geht ein dickes Danke an Tom Lolosoli. Er lud mich zu einer kleinen Safari durch den Samburu Nationalpark in der atemberaubenden schönen Abenddämmerung ein. Resultat der kleinen Safari: Giraffen, Elefanten, Geparden, Löwen, Erdmännchen und viele viele weitere Tiere. Rebecca beschreibt in ihrem Buch ihre Liebe zu dem Landstrich Samburu mit der Gebirgskette und dem Mount Kenia am Horizont… das muss man lieben, es ist dort unbeschreiblich schön!

An meinem letzten Abend bekam das Camp dann auch noch sehr seltenen Besuch. Eine Elefantenherde kehrte sozusagen zur abendlichen Tränke und Speisung friedlich im Camp ein. Ein unvergessliches Erlebnis!

 

Ein Dank geht an ...

... Mercy, für die vorzügliche Betreuung und Versorgung der Campgäste.

... Molly, für die freundliche Bedienung am Campkiosk.

... alle Frauen von Umoja, die herzlicher nicht sein könnten.

Mein letzter Dank geht an Rebecca. Diese Frau verdient den Dank Ihres ganzen kenianischen Volkes.

 

Ulrike Thönniges Köln, März 2017